Vor 50 Jahren wurde der Volkswagen Käfer „Weltmeister“.
Am 17. Februar 1972 gegen 13:45 Uhr brach der Käfer mit der Nummer 15.007.034 den Produktionsrekord, der zuvor vom Ford Model T gehalten wurde. Um die Leistung zu feiern, schuf Volkswagen eine Sonderserie des Käfers mit dem Namen Der Weltmeister (the Weltmeister, auf Deutsch). Die bemerkenswerten Verkaufszahlen von Volkswagen schlechthin, sie ermöglichten es, in die Zukunft zu investieren und mit dem Golf 1974 eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.
Anfang der 70er Jahre befand sich die damalige Volkswagenwerk AG in einer Sanierungsphase. Das Unternehmen musste große Herausforderungen meistern: Immer härterer Wettbewerb, gesättigte Märkte und die neuen Bedürfnisse der Kunden führten zu einem harten Marktumfeld. Den ersten Anzeichen der Krise begegnete das Haus Wolfsburg mit Kostensenkungsmaßnahmen im laufenden Betrieb. Andererseits investierte das Unternehmen auch kräftig in eine neue Modellpalette, die mit dem Golf an der Spitze Volkswagen wieder auf die Erfolgsspur hätte bringen sollen. Anstelle des bewährten luftgekühlten Boxermotors wäre die neue Modellgeneration mit wassergekühlten Frontmotoren ausgestattet worden. Eine wahre Revolution in der Wolfsburger Autoproduktion.

Möglich wurde diese Investition in die Zukunft inklusive der veränderten Designphilosophie durch ein einziges Modell: den Käfer. Bei diesem großen Umbau, kurz bevor er die automobile Bühne an seinen Erben, den Golf, verließ, erreichte der Käfer einen bemerkenswerten Meilenstein: In der Halle 12 des Werks Wolfsburg lief am 17. Februar um 13.45 Uhr ein Käfer 1302 S vom Band , 1972. Es war das in Serie gebaute Exemplar mit der Nummer 15.007.034, das damit den Produktionsrekord des Model T brach, das von 1908 bis 1927 von der Ford Motor Company gebaut wurde.
Der seit Dezember 1945 in Serie produzierte Käfer wurde damit zum neuen „Weltmeister“ in Stückzahlen. Eine beachtliche Leistung für ein Modell, dem internationale Automobilexperten nach Ende des Zweiten Weltkriegs keine lange Zukunft mehr zugetraut hatten. Heinrich Nordhoff selbst, der im Januar 1948 das Volkswagenwerk übernahm, stand dem Käfer zunächst skeptisch gegenüber. Der in den 1930er-Jahren entworfene Volkswagen schlechthin hatte noch einige überholte Schwächen, die jedoch durch ständige Modellpflege überspielt wurden. Volkswagen, ebenso zuverlässig wie billig, avancierte schnell zum Verkaufsschlager nicht nur im Westen Deutschlands, sondern auch zum Symbol des deutschen Wirtschaftswunders in vielen Exportmärkten. Bereits am 5. August 1955 wurde das Produktionsjubiläum von einer Million Stück gefeiert. November 1958, Eine Jury aus Vertretern der fünf besten amerikanischen Ingenieurverbände verlieh Ferdinand Porsche (posthum) sowie Heinrich Nordhoff und der gesamten Belegschaft des Volkswagenwerks den Elmer Prize Sperry für ihre Beiträge zu Design, Herstellung und Vertrieb von Volkswagen. Nie zuvor war diese Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bereich Transportation an Nicht-Amerikaner oder Branchenvertreter Automotive gegangen.
Neun Jahre später, am 29. November 1967, lief der zehnmillionste Käfer vom Band und am 17. Februar 1972 wurde die Marke von 15 Millionen überschritten. Aus diesem Arbeitstag wurde ein Fest: Die Endmontagelinie und der Käfer 1302 S Rekordblau wurden mit Blumen geschmückt und der damalige Volkswagen-Vorstandsminister Rudolf Leiding hielt eine Rede, um das tolle Ergebnis zu feiern.
Feiern konnten die Kunden auch mit einem eigens zu diesem Anlass aufgelegten Sondermodell Der Weltmeister: Wie dank Volkswagen wurde die limitierte Serie vom 19. Februar bis 31. März 1972 in der Verkaufsförderung angeboten Bestellungen haben sich bewährt: Mehr als 6.000 Kunden nutzten das Angebot. Bemerkenswert war die Ausstattungsvielfalt des Käfers Der Weltmeister. Die Abteilung Farben e Fabrics hatte sich große Mühe gegeben, einen speziellen Farbton zu kreieren, dem die Designerin Gunhild Liljequist einen treffenden Namen gab: Marathon metallic.
Weitere Stärken gegenüber der Basisversion 1302 waren die Lemmerz Sportfelgen Weltmeister, die Halogenscheinwerfer, die Doppelhupe, die Rückfahrscheinwerfer, die beheizbare Heckscheibe, die Sitze in schwarzem Cord, die Armaturenbrettpolsterung, aber auch praktische Extras wie Fußraummatten und schützende Gummibänder an den Stoßfängern. Als Bonus erhielten Käufer des „Weltmeisters“ eine faszinierende Auswahl an Jubiläumsartikeln: Neben einem Werkszertifikat gab es einen Aufkleber, einen Schlüsselanhänger, einen Anhänger und eine Goldmedaille mit der Aufschrift „Der Weltmeister“.